Vier neue Parteien, unzählige Kandidaten: In Barnstorvia sind die Bürger zur ersten freien Wahl aufgerufen. Die Regierung genehmigte die Gründung politischer Parteien und Organisationen. Zahlreiche Bürger machten vom neuen Recht Gebrauch. „Wir müssen alles tun, damit dieses Land aus seinem Schlaf erwacht“, sagt einer.
In den vergangenen Jahren gab Barnstorvia alles, um negative Schlagzeilen für die Welt zu produzieren: Mit der Demokratischen Union führte man Krieg, aggressiver Expansionismus verschreckte Freunde wie Feinde, im Innern unterdrückte man unter dem Banner von Krone und Katholizismus das eigene Volk. Im Osten bekriegten sich imperianische Minderheit und Volksbarnstorven, im Westen wandte sich der albernische Bündnispartner naserümpfend ab und in der Hauptstadt Brissac probte man mit severanischer Unterstützung die sozialistische Republik.
Es ist die erste freie Wahl nach dem Zusammenbruch der Dritten Barnstorvischen Republik und der Fusion mit Mérolie, und sie wird zeigen, ob Barnstorvia zu Demokratie fähig ist. Ob das überhaupt geht, nach mehr als sieben Jahren Diktatur, in einem Land, in dem man Parteien, Politiker und Wahlen nur noch vom Hörensagen kannte. Ob der Freude über die Einheit ein demokratischer Prozess folgt, oder ob sie weiter ins Chaos führt. Und vor allem, ob sich das nun größte Land des Kontinents endlich aus Lethargie und Isolation befreien kann.
Die Lust auf Demokratie scheint jedenfalls groß. Schon nach dem ersten Tag erklärten vier Parteien ihre Gründung: Das Mouvement Populaire, die dominierende politische Kraft des alten Mérolie, erklärte, sich künftig in Gesamtbarnstorvia organisieren zu wollen. Es folgte die Gründung einer monarchistischen sowie einer liberalen Partei. Mit großer Spannung erwartet die barnstorvische Öffentlichkeit jedoch vor allem die Gründungsversammlung der PCN, der Partei der nationalen Koalition des barnstorvischen Unternehmers und Brian-Mason-Bruders Stephen Mason. Als Stéphane Rousseau-Mason war er bislang als Wortführer der neuen Parteienunion aus Alliance Impériale, Loge de l’Aristocrate nationaliste und Conscience Nationale hervorgetreten.
Wer immer gewählt wird, die Aufgaben sind riesig. Eine Verfassung muss geschrieben, eine starke Regierung gebildet werden – und all die Fliehkräfte müssen gebunden werden, die nach einem Jahrzehnt Unterdrückung nun an Barnstorvia zerren: Monarchisten, Föderalisten, Ethnien.