
Die Republik Soleado wird dem Intesa-Gipfel 2025 fernbleiben. Die Entscheidung, am Abend offiziell vom Staatsrat bekannt gegeben, wird von Beobachtern als „symbolischer Rückzug“ oder „diplomatische Geste“ bezeichnet. Doch wer die politischen Prinzipien Soleados kennt, weiß: Hier wurde kein symbolischer Stuhl leer gelassen – sondern ein klares weltanschauliches Bekenntnis abgegeben.
Soleado, eine blockfreie und dezidiert sozialistische Republik im äußersten Westen, hat seine Ablehnung in scharfer, aber bewusst gewählter Sprache formuliert. In einem Schreiben an den targischen Amenokal Mehregaan al Talib – Gastgeber des diesjährigen Intesa-Gipfels – heißt es, Soleado könne sich „nicht auf eine Bühne begeben, auf der Könige sprechen und Konzerne applaudieren“. Treffender ließe sich das Spannungsverhältnis zwischen internationaler Diplomatie und ideologischer Konsequenz kaum beschreiben.
Zwischen Blockfreiheit und Klarheit
Der Intesa-Gipfel, eine Initiative der Intesa-Staaten, versteht sich selbst als „Plattform für multipolare Kooperation“ – ein geopolitisches Gegenmodell zur westlichen Dominanzordnung. Doch aus Sicht Soleados ist dies lediglich ein anderer Name für alte Kräfteverhältnisse. Zwar ist mit Severanien ein sozialistischer Staat Teil des Bündnisses, doch wird dieser Umstand in Soleado eher als Alibi denn als Ausgleich wahrgenommen.
„Wir sind blockfrei, aber nicht neutral“, heißt es in der Erklärung des Außenministeriums. Und weiter: „Wir stehen jenseits des Spiels der Großmächte – nicht zwischen ihnen.“
Damit distanziert sich Soleado nicht nur vom Westen, sondern auch von jenen postimperialen Bündnissen, die sich unter antiwestlicher Rhetorik doch auf dieselben ökonomischen Logiken stützen: Ressourcenextraktion, autoritäre Modernisierung, hegemoniale Ambitionen.
Der Ernst des Pathos
Was Beobachter oft vorschnell als ideologische Rhetorik abtun, ist in Soleado politische Realität. Die Republik wurde aus einem anti-kolonialen, sozialistischen Volksaufstand heraus gegründet. Die Abschaffung aller Monarchien ist in der Gründungsgeschichte verankert. Internationale Beziehungen werden nicht als Frage des Nutzens, sondern der Prinzipien geführt.
Der Ton des Antwortschreibens – mit Anrufungen von Klassenkampf, Arbeiterwürde und antimonarchischem Erbe – mag manchen diplomatischen Beobachter irritieren. Doch er folgt einer Linie, die in Soleado tief verankert ist: Außenpolitik ist kein Markt. Wer mit Kronen handelt, verkauft die Republik.
Eine Isolation mit Kompass
Bleibt Soleado damit allein? Nicht notwendigerweise. Zwar meidet es derzeit sowohl den westlich dominierten Raum wie auch die multipolare Konkurrenz in der Intesa. Doch seine Beziehungen zu anderen sozialistischen und blockfreien Staaten – insbesondere in Nerica und Teilen Renzias – gelten als robust und wachsend.
Was bleibt, ist ein leerer Stuhl beim Intesa-Gipfel. Und doch klingt aus Soleado eine Stimme, die deutlich zu hören ist. In einer Welt, in der politische Positionen oft nach tagespolitischem Wind ausgerichtet werden, wirkt sie umso lauter: eine klare, unbequeme, rote Stimme.