Laguna, Soleado – Unter der strahlenden Sonne des sozialistischen Paradieses Soleado verkündete das Ministerium für Agrarische Überlegenheit vergangene Woche stolz die erfolgreiche Einbringung der Ananasernte 2024. Mit 48.000 geernteten Früchten wurde das Fünfjahresziel der Genossenschaft Fruchtkraft V. um ganze 1282 Einheiten übertroffen – ein weiterer Beweis für die unaufhaltsame Effizienz des soleadischen Systems.

„Diese Ananas ist nicht nur süß – sie schmeckt nach Fortschritt“, erklärte Genossenschaftsvorsitzende Marita del Sol, während sie auf dem zentralen Festplatz in Laguna mit stolzer Geste eine der prallen Früchte präsentierte. Die Menge applaudierte pflichtbewusst, trotz sengender Hitze und brüchiger Lautsprecheranlage.

Ananasausgabe an einem der zahlreichen Touristenstrände Soleados

Die Ananas, einst ein koloniales Exportgut, wurde durch die kluge Planwirtschaft des Volksrates in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Symbol des Widerstands gegen den imperialistischen Weltmarkt umfunktioniert. Während kapitalistische Nationen unter wachsenden Produktionskosten und Arbeitskämpfen leiden, gelingt es Soleado, mit traditioneller Handarbeit und überlieferten Bewässerungstechniken aus dem Jahr 1958 die Frucht zu kultivieren – ganz ohne fossile Düngemittel oder moderne Erntemaschinen.

„Unsere Ananas steht für die Kraft der Gemeinschaft“, so del Sol weiter, während im Hintergrund drei Genossenschaftsmitglieder versuchten, einen umgekippten Ochsenkarren wieder aufzustellen. Die 36-Stunden-Ernteschichten hätten sich gelohnt, meinte auch der 71-jährige Ernterosso Juan-Carlos Peñablanca, dessen Enkel zum ersten Mal mithelfen durfte. „Wir machen das für den Sozialismus“, rief er, während er sich mit der Machete eine Handvoll Ameisen vom Bein schlug.

Trotz einzelner logistischer Herausforderungen – etwa dem Ausfall der Kühlkammer in Woche 17 oder der versehentlichen Verschiffung von 800 Früchten an Irkanien – bleibt die Regierung optimistisch. Der Großteil der Ananas wird wie jedes Jahr eingemaischt und als Ananasbier an die städtischen Bars verteilt.

Internationale Beobachter lobten die moralische Klarheit und ideologische Festigkeit des Projekts, äußerten jedoch Bedenken hinsichtlich der „etwas veralteten Anbaumethoden“ und der „durchschnittlichen Exportfähigkeit der Früchte“. Ein albernischer Agrarexperte, der anonym bleiben wollte, beschrieb die Situation als „faszinierend… und leicht beunruhigend.“

Doch für Soleado zählt nicht der Blick von außen. In einem abschließenden Telegramm lobte Vorsitzender Aurelio Solano persönlich die „unermüdliche Opferbereitschaft der werktätigen Ananaskollektive“, nannte sie „die goldene Front gegen die Fruchtbarbarei des Kapitals“ und kündigte an, dass 2025 die Fläche um zwei Hektar erweitert werde – „mit Schaufel, Schweiß und sozialistischem Geist.“

Die Sonne geht auf über Soleado – und sie scheint auf Ananas.

Beilage:
Rezepte mit Ananas – Seite 7
Leserbrief: Warum unsere Kinder mehr Ananas essen sollten – Seite 9
Bericht aus dem Reparaturkombinat: Ersatzteil für Presssaftanlage soll 2026 eintreffen – Seite 12